Aufbruch ins Ungewisse

Die Augen des Swayambunath Stupas wachen über das Kathmandu-Tal
Die Anreise verlief alles andere als glatt
Meine Spitzenreiseagentur REISEFIBEL in Leipzig hatte mir einen falschen Preis fuer man Fahrradticket genannt. Angeblich sollte das fix 45 E kosten. Am Checkin wurde das Fahrrad jedoch gewogen und bei einem Kilopreis von 33,99 E der Gesamtpreis berechnet. Von einem Fixpreis wollte man dort nichts wissen. Das Fahrrad kostete so mehr als mein Ticket - 593 EUR!!!. Nach hektischen Telefonaten mit der tollen Reisagentur REISEFIBEL ( "Herr Hahn, Sie muessen das nicht zahlen", oder: "Da weiss ich jetzt auch nicht was ich da machen soll") war klar, die koennen mir nicht weiterhelfen. Ich hab erst einmal zahlen muessen, um ueberhaupt fliegen zu koennen. Da die Pappnasen nicht bereit waren ihren Fehler einzugestehen und auch spaeter bei einem weiteren Anruf aus Amsterdam ueberhaupt nichts mehr davon wissen wollten, habe ich die Sache gleich meinem Anwalt uebergeben. So habe ich hier den Kopf frei. Kann mich hier eh nicht drum kuemmern. Ich hoffe ich seh das Geld irgendwann wieder. Da geht man nun schon zu den angeblichen Spezialisten fuer "Individual- und Aktivreisen" und...
Ab Amsterdam sassen wir dann eingezwaengt in einer Boing 757 mit absoluter Thrombosegarantie. Voellig geraedert kamen wir in Kathmandu an. Stundenlanges Anstehen wegen des Visas - anscheinend hatte der Generalstreik vom Vortag noch Auswirkungen auf die gesamte Woche. So richtig arbeiten wollte da keiner. Draussen vorm Flughafen dann Fahrrad zusammenbauen, umringt von ca 15 Soldaten, die mit grossem Interesse abwechselnd Bremsen und Schaltung testeten. Dann aufsitzen und ab in die City: Linksverkehr, Gestank, ueberall Menschen, Autos, Rikschass, Mopeds, Dreck, Hupen und ein Sturzregen. Zur grossen Freunde hab ich mich auch noch verfahren und fand mich kurze Zeit spaeter mit einer Kuh unter einem Wellblechdach. Der Ku(h)lturschock sass tief. Was um alles in der Welt mach ich hier?

Mit der Rikscha durch
Kathmandhus Gassen
Kathmandu, laut, dreckig, stinkig - aber schoen
Der Regen liess jedoch bald nach und ich fand ein sauberes, billiges Hotel direkt im Touriviertel Thamel. Hier trifft man viele Gleichgesinnte, Freaks und Nepalesis, die einem anfangs heftig auf den Geist gehen. (Hallo Mister: Rikscha, Haschisch, Opium, LSD???) Auch daran gewoehnt man sich schnell. Und nach ein paar Tagen genuegt ein Laecheln um den Jungs klar zumachen, dass man eigentlich wunschlos gluecklich ist. Die Strassen quellen ueber vor Menschen, Mopeds und Autos. Durch lautes Hupen, Pfeifen oder rufen versucht sich jeder seinen Weg durch die engen Gassen zu bahnen. Vorbei an Kindern die am Strassenrand frisiert werden, der Auslage des Fleischerwarenfachgeschaefts und unzaheligen Tempeln. In der Luft liegt ein Hauch von Raeucherstaebchen, Gewuerzen, Abgasen, Schweiss und Mist. HMMM. Lecker.



Lichtermeer aus Butterkerzen:
Spät abends am Boudha-Stupa,
wichtigste buddhistische Pilgerstätte
ausserhalb Tibets
Die ersten Tage hab ich natuerlich genutzt um das normale Sightseeing Programm zu absolvieren: die Altstatt mit dem Durbar Square, unzaehlige Stupas und Tempel und natuerlich das Wahrzeichen Kathmandus, der Swayambhu Stupa, 2km westlich des Stadtzentrums.

Viele nette Leute
Gleich meine Nachbarin kam mit dem Fahrrad ueber Indien, hat zwischendurch noch Thailand und Vietnam bereist und will nun weiter nach Nordamerika fliegen. Ihr Zimmer teilt sie sich mit Boris, einem Fotograf, der einen Bildband ueber Monsum knippsen will und sehnlichst auf die letzten Regenschauer hofft. Flavia und Marcel sind mit dem Motorrad auf Weltreise, Mikkel aus Daenemark fliegt um die Welt… Ich bin ja (nur) drei Monate unterwegs.
In meinem Internetcafe traf ich auch Mona. Sie ist aus Rudolstadt und arbeitet schon drei Jahre hier in einem Krankenhaus. Sie wohnt in einer kleinen Wohnung, direkt im Getuemmel und war so nett mich in die nepalesische Kueche einzufuehren. D.h. sie hat mich mitgenommen in kleine dunkle Kuechen, abseits der Touripfade, in die ich mich allein nie reingetraut haette. Da gab es mal Daal Baaht, das Nationalgericht (Reis und Linsen und Zeugs) und gestern Newari-Essen. Viele kleine Sauerein, von denen ich gar nicht wisen will was das alles war. Aber war lecker. (Und ich hab nach wie vor festen Stuhl)
Gestern traf ich auch noch ihre Freundin die Hanna, die im Sueden im Chitwan Nationalpark ein Oeko-hotel betreibt, diesjahr allerdings noch keinen einzigen Gast hatte. Das Hotel ist eigentlich als Frauen-, oder besser als so eine Art Emanzenherberge angedacht gewesen (bitte verzeih Hanna, das kam von dir). Der Ernst der Lage erfordert aber einiges Umdenken.
Mit Hanna und Mona war ich dann gestern im Shangri La Waisenhaus. Allein haett ich das Waisenhaus allerdings nie gefunden. Zum Glueck spricht Mona Nepalesisch und so fand sich dann ein kleiner Junge, der uns ueber einen rutschigen Pfad zum Waisenhaus-Projekt gefuehrt hat. Vor zwei Jahren haben wir einmal Geld zusammengetragen und es dorthin geschickt - wollt mal sehen ob es gut angelegt ist.
Und das ist es. 46 froehliche Kinder sprangen uns entgegen. Und wir wurden von den drei deutschen Volontairen herzlich empfangen und zu Tee und Lecker Reis mit Ei eingeladen. Das Waisenhaus liegt in einem kleinen herrlichen Tal voller Reisfelder, mitten im Gruenen. Sehr erholsam, wenn man direkt aus dem Chaos der Stadt kommt.

Tausende Menschen warten den ganzen Tag um einen Blick auf den König und die lebende Gottheit Komari zu erhaschen
Das Fest Intra Jadra
Wie es der Zufall so will, war grad an diesem Wochenende das Fest Intra Jadra, das zu Ehren der Komari, der lebenden Gottheit abgehalten wird. Das Fest begann mit dem aufstellen eines (Kirmes)Baums direkt vor dem alten Koenigs Palast. Ueberall in der Stadt wurden die Tempel aufgepaeppelt und sangen Hinducombos Mantras und schmissen sich in Trance. Als absolten Hoehpunkt wurde Komari auf einem riesen Wagen (praktisch wie der Kirmesumzug) durch die Stadt gefahren. Ist also fast wie zur Birkunger Kirmes.
Die lebende Goettin verlaesst nur einmal im Jahr ihr Haus am Durbar Square, eben zu diesem Fest. Dabei wird das 5 jahrige, reine maedchen von mehreren Maenern umringt, die es beschuetzen und Luft zu wedeln. Jeder will einen Blick von ihr erhaschen. Selbst der Koenig.



Die politische Lage bleibt angespannt

Bevor der Koenig kam sicherten mehrere hundert Soldaten den Platz. Ich stand zuerst direkt gegenueber der Koenigstribuene, wurde aber nach und nach mit allen anderen Touristen und Presseleuten, teilweise auch unsanft, immer weiter abgedraengt. So einen richtigen Plan hatte dabei keiner. Alle riefen hektisch durcheinander. Ueberall waren Menschen - eine Massenpanik haett ich nicht erleben wollen.

König Gyanendra und sein Gefolge
Dann kam der Koenig. Der von mir erwartete Applaus blieb jedoch aus. Als er seine Tribuene betrat herschte betretenes Schweigen. Lediglich vereinzelt klatschten ein paar Sympathisanten. Eine sehr skurile Situation. Erhaben lies er ein paar Blueten hinunter ins Volk fallen, waehrend die Leute unten im Dreck sass und enoben auf der Tribuene Cocktails geschluerft wurden. Kurz nachdem Komari an uns unter grossem Getoese vorbei sauste, bestieg der Koenig seine Limusine und war verschwunden. Mir war erst spaeter bewusst, dass ich mich eigentlich ziemlich nahe am Zielobjekt in der Schusslinie befunden hatte. Koenig von Nepal ist also doch grad kein so toller Job.
Man merkt die Lage ist angespannt, doch kann man sich denke ich als Tourist sicher fuhelen. Viele erwarten jedoch, dass sich die Situation bis zu den Wahlen Mitte November zuspitzt.

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© 2003 andreas hahn
















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